Infektions- und Labordiagnostik
Dank dem heutigen Stand in Medizin und Technik dient Ärzten und werdenden Müttern heute eine engmaschige Labordiagnostik der Vorsorge und dem Wohlergehen von Mutter und Kind. Neben einem gesundheitsbewussten Lebensstil der Schwangeren stellt die vorgeburtliche Diagnostik die wichtigste Vorbereitung für eine sichere Geburt dar. Mögliche Erkrankungen von Mutter oder Kind können mit Hilfe von Infektionsdiagnostik und Labordiagnostik als auch mittels bildgebender Untersuchungen frühzeitig erkannt (und entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen) werden.
Die gesetzlichen Krankenkassen bieten eine Reihe von Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft an. Doch neben diesen regulären Untersuchungen, die jeder werdenden Mutter kostenfrei zur Verfügung stehen, stellt die heutige Labormedizin Analyseverfahren bereit, die eine weiterführende vorgeburtliche Diagnostik möglich machen. Alle hier vorgestellten Zusatzleistungen sowohl der Infektionsdiagnostik, als auch der Labordiagnostik, sind sinnvolle und medizinisch empfehlenswerte Leistungen. Sie zählen jedoch bei normalem Schwangerschaftsverlauf zu den so genannten „Individuellen Gesundheitsleistungen“, oder auch IGeL-Leistungen, die von der Schwangeren selbst bezahlt werden müssen und von der Krankenkasse nicht erstattet werden.
Toxoplasmose
Jeder zweite Mitteleuropäer infiziert sich im Laufe seines Lebens mit Toxoplasma gondii. Meist
erfolgt die Ansteckung über ungenügend durchgegartes Fleisch oft aber auch über den Kontakt mit
Haustieren. Die Erkrankung verläuft wie ein harmloser grippaler Infekt und wird oft gar nicht
bemerkt. Auch für eine Schwangere ist die Ansteckung harmlos, kann aber gravierende
Auswirkungen auf ihr noch ungeborenes Kind haben. (Mögliche Folgen einer Toxoplasmose-
Erkrankung während der Schwangerschaft können Fehl- oder gar Totgeburt, das Kind kann in der
Folge geistig behindert oder das Sehvermögen eingeschränkt sein.) In einigen Ländern ist die
Untersuchung auf Toxoplasmose Teil der staatlichen Mutterschaftsvorsorge. Da dies in
Deutschland nicht der Fall ist, sollte jede Schwangere rechtzeitig die Infektionsdiagnostik als
private Vorsorge nutzen. Die Untersuchung sollte so früh wie möglich, aber auf jeden Fall vor der
16. SSW erfolgen.
Im Erkrankungsfall werden gewisse Vorsichts- und Therapiemaßnahmen notwendig, die dann
selbstverständlich von der gesetzlichen Krankenkasse getragen werden.
Kontrolle des Cytomegalie-Immunstatus
Zirka 70 Prozent der Weltbevölkerung sind von Cytomegalie betroffen, dennoch ist sie kaum bekannt. Diese Krankheit wird durch Viren (CMV) verursacht, die zur Familie der Herpesviren gehören und durch Blut, Speichel oder Sperma übertragen werden. Bei gesunden Menschen verläuft auch diese Infektion meist unbemerkt. Für immungeschwächte Personen oder Neugeborene kann die Cytomegalie jedoch schwierig verlaufen. Infiziert sich eine werdende Mutter mit dem Cytomegalie-Virus in den ersten beiden Dritteln der Schwangerschaft, kann das Ungeborene ernsthaften Schaden nehmen. Am häufigsten treten Anomalien am Herz-, Kreislaufund am Verdauungssystem auf. Auch das Risiko einer Fehlgeburt steigt. Bei Kindern, die vor der Geburt mit dem CMV in Kontakt gekommen sind, muss mit Spätschäden (Hör-, Seh- und geistige Entwicklungsstörungen) gerechnet werden. Auch Infektionen während der Geburt oder durch die Muttermilch führen zu Komplikationen. Nutzen Sie darum die Möglichkeit der Infektionsdiagnostik im Vorhinein.
Streptokokken-Abstrich
Streptokokken treten häufig in der Scheide und im Muttermund auf. Bei jeder dritten Frau sind diese Bakterien im Genitaltrakt zu finden. Unter der Geburt kann es zu einer Übertragung und damit zur Entstehung einer schweren Erkrankung des Neugeborenen kommen. Wurden Streptokokken bei der Schwangeren im Vorhinein nachgewiesen, kann die Gabe von Penicillin Schwierigkeiten unter der Geburt verhindern. Darum wird eine Abstrichkontrolle aus Scheide und Enddarm für eine Infektionsdiagnostik vier bis sechs Wochen vor der Entbindung empfohlen.